Was ist wirklich los? Kommt die Antwort darauf zu spät?
Seit über zehn Jahren haben Sidney Wilks und Grady Nash ihr ganzes Leben einander gewidmet. Ihre Beziehung ist gefestigt und läuft gut, daher kann sich auch jeder seiner Karriere widmen.
Nash liebt zwar seine Arbeit als Daytrader, aber es gefällt ihm gar nicht, was sie seiner Figur antut. Die vielen Stunden vor dem Computer zusammen mit seiner Schwäche für Bier fordern ihren Tribut, denn sein Körper wird langsam älter. Nash macht sich Sorgen, dass er Sidney an einen heißen, muskelbepackten Kollegen verlieren könnte, mit dem er eng zusammenarbeitet. Also beschließt er, seine Figur wieder auf Vordermann zu bringen – ohne Rücksicht auf die Folgen für seine Gesundheit.
Sidney hingegen ist nach dem Tod seines Vaters Jackson Wilks so damit beschäftigt, Jahre der Kränkungen und Zurückweisung zu verarbeiten, dass er die Warnzeichen von Nashs gefährlichem neuen Lebensstil gar nicht bemerkt. Als Nashs Sexualtrieb nachlässt, gibt sich Sidney dafür selbst die Schuld, anstatt den größeren Zusammenhang zu erkennen.
Erst der Rat eines guten Freundes öffnet Sidney die Augen dafür, was wirklich los ist. Aber ist es da schon zu spät?
General Release Date: 4th April 2023
November 1996
Sidney kam genau in dem Moment ins Haus, als das Telefon läutete. Er stellte seine Aktentasche ab und hob ab. „Hallo?“
„Spreche ich mit Sidney Wilks?“, fragte eine weibliche Stimme.
„Ja.“ Sidney war kurz davor aufzulegen. Anrufe von Leuten, die ihm irgendeinen Mist verkaufen wollten, hatten in letzter Zeit überhandgenommen.
„Hier ist Sheila, Jacksons Frau. Ich glaube, Sie sollten wissen, dass Ihr Vater gestern früh einen schweren Schlaganfall gehabt hat.“
„Ist er tot?“ Es war das einzige, was Sidney dazu einfiel. Er hatte sich von seinem Vater so entfremdet, dass er oft wochenlang nicht an den Mistkerl dachte. Die Tatsache, dass Sheila, die Stiefmutter, die er noch nie getroffen hatte, ihn anrief, verhieß nichts Gutes.
„Nein. Jedenfalls noch nicht, aber die Ärzte meinen, es sei nur eine Frage der Zeit. Es war sein dritter Schlaganfall dieses Jahr und in seiner körperlichen Verfassung hält er nicht viel mehr aus. Er liegt im North Colorado Medical Center.“
Sidney schwieg. Er hatte keinerlei Absicht, nach Colorado zu fahren, vor allem, weil in zwei Tagen Thanksgiving war. War er deswegen ein schlechter Mensch? Wahrscheinlich. Aber Sidney glaubte fest an das alte Sprichwort: Wie man sich bettet, so liegt man.
Sheila räusperte sich. Sie hatte offenbar geweint und obwohl Sidney keine Zuneigung für die Frau empfand, so war er doch kein Unmensch. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?”, fragte er schließlich.
„Nicht wirklich“, antwortete sie. „Ich weiß, dass Sie beide seit Jahren nicht mehr miteinander reden, aber er ist immerhin Ihr Vater. Sie haben das vielleicht vergessen, er aber nicht.“
„Tatsächlich? Wie lange waren Sie beide denn verheiratet, bevor er Ihnen gesagt hat, dass er einen schwulen Sohn hat?“ Sidney holte tief Luft. Eine verstörte Frau anzuschnauzen würde auch nichts bringen. Nur wenige Außenstehende würden Sidneys Verachtung für Jack Wilks verstehen.
„Wir hatten Unstimmigkeiten wegen der Heimlichkeiten Ihres Vaters, aber das liegt jetzt alles in der Vergangenheit.“
„Wirklich?“ Insgeheim verfluchte sich Sidney, dass er mit einer aufgelösten Frau Streit anfing. „Danke für den Anruf, Sheila. Geben Sie Bescheid, wenn sich etwas ändert.“
„Ist das alles?”, fragte sie.
„Ja. Mehr gibt’s im Moment nicht zu sagen. Tut mir leid.“ Sidney legte auf, dann ließ er sich aufs Sofa fallen.
Da saß er immer noch, als sein Lebensgefährte von zwölf Jahren, Grady Nash, aus seinem Büro in der Garage neben dem Haus hereinkam. Sidney lächelte den Mann an, den er so liebte. „Pa hat einen Schlaganfall gehabt.“
„Ach, du Scheiße.” Nash sank auf das Sofa und legte einen Arm um Sidney. „Wer hat angerufen?“
„Sheila. Ich schätze mal, Pa hat sich endlich entschlossen, ihr von mir zu erzählen. Aber bisher hat sie sich nicht die Mühe gemacht, mich anzurufen und sich vorzustellen. Das sagt doch alles drüber, was sie von mir hält.“ Seit über einer Stunde hatte Sidney jetzt versucht, irgendetwas zu empfinden – ohne Erfolg. Er lehnte sich gegen Nashs Brust und schloss die Augen. „Sie hat so gut wie gesagt, dass er sich dieses Mal nicht mehr erholen wird.“
Nash küsste Sidney auf den Kopf. „Fährst du zu ihm?“
Sidney schüttelte den Kopf. „In zwei Tagen ist Thanksgiving, ich will das Essen vorbereiten. Ich habe noch nicht mal alles eingekauft.“
„Du weißt aber schon, dass das egal ist, wenn du fahren willst, oder?“
„Mir ist es aber nicht egal. Ich werde doch nicht die Ballentines kränken, weil ich nach Colorado zu einem Mann fahre, der mich nie gemocht hat, nur, weil er im Sterben liegt. Oder eine Familie treffe, die bis jetzt so getan hat, als gibt’s mich nicht.“
Nash lehnte sich zurück und hob mit der Hand Sidneys Kinn. „Das stimmt nicht. Jackson ist ja vielleicht ein egoistisches Arschloch, aber er hat dich bestimmt irgendwie gemocht. Ich werde jetzt nicht hier rumsitzen und rechtfertigen, was er gemacht hat, weil mir immer noch schlecht wird, wenn ich dran denke. Aber nur, weil er dich scheinbar abgelehnt hat, heißt das nicht, dass er keine Gefühle für dich gehabt hat.“
Sidney starrte Nashs an. Jemand, der Nash nicht so gut kannte wie er, hätte denken können, dass er Jacksons Partei ergriff, aber Sidney kannte die Wahrheit. Um es einfach auszudrücken: Nash wollte nicht, dass Sidney glaubte, sein eigener Vater sei unfähig gewesen, ihn zu lieben. „Du warst immer mein Held“, flüsterte er, streckte die Hände aus, und legte sie um Nashs Gesicht. „Wenn er nach den Feiertagen noch lebt, werde ich drüber nachdenken.“
Nash zog Sidney an sich und gab ihm einen tiefen Kuss. Sidney gab sofort nach und akzeptierte ohne weiteres den wortlosen Trost. Selbst wenn sein Vater vor den Feiertagen starb, würde es Sidney nicht bereuen, dass er die Zeit mit Menschen verbracht hatte, die er wirklich liebte.
An avid reader for years, one day Carol Lynne decided to write her own brand of erotic romance. While writing her first novel, Branded by Gold, Carol fell in love with the M/M genre. Carol juggles between being a full-time mother and a full-time writer. With well over one hundred releases, one thing is certain, Carol loves to keep busy writing sexy cowboys, shifters, bodyguards, vampires and everything in between. Although series books are her passion, Carol enjoys penning the occasional stand-alone title.
As founder and President of GRL Retreat, Inc., Carol helps organize the annual GayRomLit Retreat. Now in its sixth year, GayRomLit is an annual retreat that brings together the people who create and celebrate LGBT romance for a one-of-a-kind, must-attend gathering of dynamic, informal, and diverse fun.
Carol loves to hear from her readers. You can take a look at her Website and follow her on Facebook. She also has a Website dedicated to her Cattle Valley Series.